VDEW Lastprofile sind vom Verband der Elektrizitäts-Wirtschaft (VDEW) geregelte Verbrauchsprofile. Ein Lastprofil beschreibt die Verbrauchkurve eines Stromabnehmers in einem bestimmten Zeitablauf. Der Lastgang wird dabei im 1/4 Stundentakt gemessen (gemessener Lastgang). Bei Verbrauchern, die geringere Mengen an Energie verbrauchen kann ein synthetisches Lastprofil erstellt werden, da die Erstellung von gemessenen Lastprofilen sehr aufwendig und teuer ist. D.h. es entfällt die Messung im 1/4 Stundentakt, wobei die Zuordnung der Lastprofile durch den Netzbetreiber erfolgt.
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Die VDEW Lastprofile zeigen das Verbraucherverhalten
Mit dem VDEW Lastprofil (neuerdings BDEW Standardlastprofil) lässt sich der zeitliche Verlauf des Stromverbrauchs vorhersagen. Das Lastprofil wird aus 15 Minuten Mittelwerten der elektrischen Leistung gebildet. Dieses Verfahren hat sich bewährt. Zum einen werden hohe Einschaltströme von großen Motoren ausgeglichen, zum anderen entsteht keine Datenflut bei 96 Messpunkten pro Tag. Aus den Daten werden die Tageslastkurven mit einer Mittags- und Abendspitze und einer Nachtsenke gebildet. Der Stromverbrauch an Wochentagen verläuft anders als an Wochenenden und Feiertagen.
Die 15 Minuten Messwerte fließen auch in die typische Jahreslastkurve, mit einem höheren Stromverbrauch in den Wintermonaten als in den Sommermonaten, ein. Diese Verbrauchsprofile sind seit langem bekannt, so dass eine genaue Prognose des Stromverbrauchs gemacht werden kann. Deshalb können die Kraftwerke, ihren speziellen Eigenschaften gemäß, für Grundlast, Mittellast und Spitzenlast wirtschaftlich sinnvoll eingesetzt werden.
Ziel der Kraftwerksbetreiber und Netzplaner
Angestrebt werden VDEW Lastprofile mit einem möglichst gleichförmigen Verlauf, geringen Lastspitzen und mit hohen Jahresbenutzungsstunden. Nah an 8760 Stunden pro Jahr. Die Jahresbenutzungsstunden berechnen sich aus der elektrischen Arbeit in MWh geteilt durch die elektrische Spitzenleistung in MW innerhalb eines Jahres. Die sich daraus ergebenen typischen Werte für Volllaststunden pro Jahr sind: Kernkraftwerke 7000, Kohlekraftwerke 6000, Windenergieanlagen 2000 und PV-Anlagen 1000.
Anders als bei Erdgas mit dem riesigen Speichervolumen in Kavernen und im Rohrnetz, lässt sich Drehstrom nicht speichern. Deshalb muss in jedem Moment so viel Strom erzeugt werden, wie gerade verbraucht wird. Wäre das nicht so, wäre die 50Hz Frequenz nicht so stabil. Im europäischen Verbundnetz ist die Frequenzbandbreite nur ±0,1Hz. Bei Unterfrequenz wird ein 5 Stufen Lastabwurfprogramm aktiviert und bei Überfrequenz werden Kraftwerke runter geregelt.
Die VDEW Lastprofile steuern den Kraftwerkseinsatz
Je genauer die VDEW Lastprofile sind, desto besser kann der Kraftwerkseinsatz geplant werden. Deshalb werden die Verbrauchsprofile in verschiedene Gruppen unterteilt: Haushalt, Industrie, Gewerbe, Landwirtschaft. Eine weitere Maßnahme, um Lastspitzen zu vermeiden, sind Sondertarifverträge bei Großkunden. Hier wird nicht nur die elektrische Arbeit in kWh berechnet, sondern auch die bereitgestellte elektrische Leistung in kW. In kritischen Situationen kann die Lastverteilung des Stromversorgers kurzfristige Abschaltungen großer Stromverbraucher bei Sondervertragskunden veranlassen.
Durch die fluktuierende Einspeisung von regenerativer Energie aus Sonne und Wind ist die feine Balance zwischen Erzeugung und Verbrauch hoch komplex geworden. Um auch das in den Griff zu bekommen, werden rechnergestützte Prognoseprogramme, die laufend selbstständig dazulernen, eingesetzt. Gefüttert werden die Programme mit Vorhersagedaten des „Deutschen Wetterdienstes“. Eine weitere Verbesserung des Lastmanagements bieten intelligente Zähler (Smart Meter) mit lastabhängigen und zeitvariablen Stromtarifen.